Auch die „freundliche, aber biedere Kanzlerin“ Angela Merkel (CDU) wirke hier „nicht gerade visionär“. „Man darf Sozialpläne und Forschung nicht gegeneinander aufrechnen“, sagte Schätzing und fügte hinzu: „Solange wir nicht intensiv in Forschung und Bildung investieren, wird sich die soziale Misere nicht ändern.“ Auch die jüngste schreckliche Gewalttat in der Münchner S-Bahn stelle „ein Indiz für die verfehlte Bildungspolitik“ dar. Die jungen Hauptverdächtigen seien ohne Bildung aufgewachsen und damit ohne Bewusstsein für Toleranz. „Bildung dient auch der
Herausbildung einer friedlicheren Gesellschaft“, betonte der Autor.
Zu Deutschlands künftiger Stellung in der Welt sagte Schätzing: „Im vereinigten Europa werden wir die Rolle des rüstigen Rentners spielen, der ganz nett fürs Alter vorgesorgt hat und immer noch recht ansehnlich durch den Park stolziert. Aber in der Weltwirtschaft werden wir keine entscheidende Rolle mehr spielen.“
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Großmann will Energie-Milliarden in Bildung stecken
Es war verkehrt, „viele Milliarden Energie- und Ökosteueraufkommen einfach in die Sozialversicherungen“ zu packen, „ohne den dort vorhandenen strukturellen Umbaubedarf richtig anzunehmen“, kritisierte der Stromkonzernchef und betonte: „Gerade die Jugend und die Bildungswelt brauchen jetzt einen Motivationsschub.“ Großmann lobte im Grundsatz die von Union und FDP geplanten längeren Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke. Zur möglichen Dauer sagte er, es gebe „viele Länder, die keine bestimmte Laufzeit haben, sondern die einfach sagen, wir schicken euch alle fünf bis zehn Jahre einen TÜV, und der sagt, weitermachen oder nachrüsten“. In den USA rechne man etwa mit Kraftwerkslaufzeiten von 80, in den Niederlanden von 60 Jahren.
Die Endlagerfragen seien „bei gutem Willen schnell zu lösen“, fügte der RWE-Chef hinzu. „Da wird die Energiewirtschaft ihre Beiträge leisten, wenn das Gesamtenergiekonzept stimmig ist.“ „Insgesamt glaube ich schon, dass eine schwarz-gelbe Koalition für eine wettbewerbsfähige Energiepolitik besser ist als eine ideologisch stark vorgefärbte“, betonte Großmann. Zugleich schlug er wie der Bundesverband der Deutschen Industrie vor, die Energiepolitik im Wirtschaftsministerium zu verankern.
Emmerich: Teure Filme laufen auch in der Krise
Ein Film, der 20 bis 30 Millionen Dollar gekostet habe, spiele die Investition „locker“ wieder ein. „Schwierig sind Größenordnungen von 50, 60, 70 Millionen Dollar. Aber Filme wie ‚2012’, der 200 Millionen Dollar gekostet hat, mit großem Aufwand gedreht und mit teuren Special Effects, funktionieren meist“, sagte Emmerich. Die Finanzkrise mache die Menschen im Übrigen sensibler für Katastrophenszenarien. „Die Leute, mit denen ich zu tun habe, sind immer pessimistischer geworden – und die Wirtschaftskrise hat diese Stimmung bestätigt. Wir müssen radikal umdenken, sonst werden wir uns selbst zerstören“, warnte Emmerich. Die Auslöser seien weniger Naturkatastrophen als politische Spannungen und Terrorismus.
Dohnanyi lobt Merkel als „ehrlich, klug und entschlossen“
Wenn sie das nicht mehr könnte, würde sie gehen, und es würde sie sogar kaum betrüben“, lobte der frühere Hamburger Bürgermeister.
Mit Blick auf die Linkspartei betonte Dohnanyi: „Ich würde doch als Sozialdemokrat viel lieber mit Frau Merkel, einer sozial orientierten, christlich gesonnenen Frau, zusammenarbeiten als mit Gysi oder Ramelow!“
Sloterdijk wirft Sarrazin-Kritikern Feigheit vor
„Sobald einmal ein scharfes Wort aus einem anderen Narrenkäfig laut wird, bricht auf der Stelle eine abgekartete Gruppendynamik los“, kritisierte Sloterdijk. Dabei gehe es zu, „als gelte es, einen Wettbewerb in Empörungsdarstellung zu gewinnen“. Auch Bundesbank-Chef Axel Weber habe sich „gegen die Epidemie des Opportunismus als nicht immun“ erwiesen. Des Philosophen Fazit: „Das Beispiel zeigt, wie tief bei uns der Sprachkarren im Dreck steckt.“
Sarrazin hatte in einem Interview unter anderem gesagt, dass ein Großteil der arabischen und türkischen Einwanderer „weder integrationswillig noch integrationsfähig“ sei. Die Äußerungen führten zu heftigen Protesten. Die Bundesbank beschnitt schließlich Sarrazin in seinen Kompetenzen.
Im Politikmagazin ‚Cicero’ veröffentlichte Sloterdijk nun ein Manifest mit dem Titel „Aufbruch der Leistungsträger – Zeitdiagnostische Bemerkungen“. Nach Ansicht des Philosophen taugen „die festgeschriebenen Identitäten, die Parteiträgheiten, die selbstgefälligen Meinungskonglomerate“ angesichts neuer Verhältnisse wenig. „Wer nur ‚meint’, lebt in der Vergangenheit. Wer sich nur selbst zitiert, ist überholt. Wir müssen die Fenster öffnen, um Zeitluft und Zukunftsmusik einzulassen“, forderte Sloterdijk. Vor allem gelte es, den Zuwanderern die Chance zu geben, „den Wohlstand zu erzeugen, der zur Hälfte ihnen selbst und zur Hälfte unserem Gemeinwesen weiterhilft.“