Deutsche Autohersteller in China am Pranger

 München – Die deutschen Premiumanbieter Audi, BMW und Daimler haben in China mit steigendem Druck aus der Politik zu kämpfen. Hinter den jüngst im Staatsfernsehen erhobenen Vorwürfen, die Unternehmen verwendeten gesundheitsschädliche Dämmstoffe in ihren Autos, wittern Manager und Branchenbeobachter gezielte Störmanöver aus der Politik. „Denen stinkt der deutsche Erfolg. Gerade im Vergleich zur Schwäche ihrer eigenen Marken“, zitiert die Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche eine Führungskraft des VW-Konzerns.

Jochen Siebert von der auf China spezialisierten Marktforschungsinstituts JSC Automotive bestätigte: „Wir beobachten, dass in den Medien in China derzeit gegen ausländische Firmen Stimmung gemacht wird. Der Abstand zwischen den ausländischen und den chinesischen Herstellern ist bei der Qualität allerdings so groß, dass dies keine Auswirkungen auf den Absatz haben wird.“

Dennoch wächst die Unruhe unter den deutschen Unternehmen. „Wir nehmen das Thema sehr ernst und werden jede Beschwerde eines Kunden untersuchen“, erklärte ein Daimler-Sprecher. Audi teilte nach Tests der umstrittenen Dämmstoffe mit: „Es wurden keine gesundheitsgefährdenden Emissionen festgestellt.“
„So eine Meldung verbreiten staatliche Medien nicht ohne Rückendeckung“, betonte Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, mit Blick auf die aktuellen Vorwürfe gegen die deutschen Autobauer. „Der Druck auf die westlichen Hersteller soll erhöht werden.“ Ähnlich urteilt Jürgen Pieper, Analyst beim Frankfurter Bankhaus Metzler: „Die Situation in China wird ein bisschen politischer.“

Das weiß auch Volkswagen. Vom 2. April an ruft der Hersteller in China nach vereinzelten Problemen mit DSG-Getrieben mehr als 384.000 Autos zurück. „Freiwillig“, wird offiziell betont.
Gleichzeitig will VW die Qualitätssicherung (QS) auch in China stärken. „In jeder Region wird es künftig einen zentralen QS-Verantwortlichen geben“, heißt es in VW-internen Unterlagen. „Damit werden die Regionen stärker als bisher in die Pflicht genommen.“