Europäischer Zuliefererverband Clepa fordert strenges CO2-Ziel

 Brüssel – Nach dem deutschen Veto in Brüssel im Ringen um strengere Abgasnormen warnen die europäischen Zulieferer vor einer Aufweichung der geplanten CO2-Obergrenzen. „Es gibt kein besseres Argument für die 95-Gramm-Vorgaben als den Erhalt unserer technologischen Führerschaft bei Systemen und Komponenten zur Emissionsminderung“, sagte Jean-Marc Gales, Vorstandschef des europäischen Automobilzuliefererverbands Clepa, der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Die deutsche Regierung hatte sich erfolgreich dafür eingesetzt, eine Abstimmung über den ab 2020 geplanten Pkw-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer aufzuschieben. Sie will die Einführung der Richtlinien über einen längeren Zeitraum strecken.

„Der deutsche Umweltminister Peter Altmaier sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Autobranche bedroht, wenn die geplanten Regeln kommen. Ich sehe das genau andersherum – wenn wir diese Vorgaben abschwächen oder aufschieben, werden wir in Europa unseren technologischen Vorsprung einbüßen“, unterstrich Gales. Das gefährde auch Fertigungskapazitäten in Europa. Die von Gales vertretenen Zulieferer würden von strengeren CO2-Grenzwerten profitieren, sie lieferten die nötige Technik. Die 95‑Gramm-Grenze sei nicht zu ehrgeizig: „Zahlreiche Autohersteller bieten ja schon konventionell angetriebene Modelle, die weniger CO2 ausstoßen.“

Im Gegensatz zum europäischen Zuliefererverband sehen die Hersteller keine großen Geschäfte durch strengere CO2-Regeln in Europa. „Ich glaube nicht, dass es im laufenden Gesetzgebungsverfahren noch gelingt, wesentliche Veränderungen zu erreichen“, sagte ein Brancheninsider der Automobilwoche. Besonders Volumenhersteller würden nach Ansicht von Wirtschaftsexperten betroffen: „Ein Zielwert von 95 Gramm führt zu Kostensteigerungen von 1.300 bis 2.000 Euro pro Fahrzeug. Die sind vor allem im Volumensegment nur sehr begrenzt auf den Kunden abwälzbar“, betonte Autoexperte Wolfgang Bernhart von Roland Berger.

Im Clepa sind mehr als 3.000 Unternehmen der Automobil-Zulieferindustrie organisiert.