Geplantes Freihandelsabkommen mit Japan alarmiert Europas Autoindustrie

 Berlin/Brüssel – Vor der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Japan befürchtet die europäische Automobilbranche Nachteile wie bei der Vereinbarung mit Südkorea. „Wir sind der Ansicht, dass ein Freihandelsabkommen Japan einen einseitigen Vorteil verschafft und der japanischen Automobilindustrie erlauben würde, ihre Überkapazitäten nach Europa zu exportieren“, warnte Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes in der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche.

Deshalb müsse die Politik in der EU „die Verhandlungen aussetzen, wenn Japan seinen Versprechungen nicht nachkommt, die nicht tarifären Handelshindernisse abzubauen“.
Arndt G. Kirchhoff, Vorstandschef des Zulieferers Kirchhoff Automotive, sagte der Zeitung mit Blick auf das für Europa unvorteilhafte Freihandelsabkommen mit Südkorea: „Wir haben keine Angst vor freiem Handel – aber er muss auch tatsächlich fair sein. Auf die Tricksereien der vergangenen Jahre muss Japan bei einem Abkommen verzichten.“ Kirchhoff weiter: „Wir Europäer neigen zu stark zu Kompromissen. Die Japaner sind nach außen immer sehr höflich, in der Sache aber sind sie kleine Krieger, die gewinnen wollen.“

Auch VDA-Präsident Matthias Wissmann verlangte in der Automobilwoche: „Die EU-Kommission muss so nachdrücklich verhandeln, dass ein effektiver Marktzugang für die europäischen Hersteller und Zulieferer sichergestellt wird.“

Angesichts der Dominanz japanischer Hersteller kamen alle ausländischen Autobauer zusammen in Japan bislang nie über einen Marktanteil von 5,8 Prozent hinaus. Der europäische Herstellerverband ACEA fordert, dass künftig EU-zugelassene Neufahrzeuge ohne aufwendige Umbauten auch in Japan verkauft werden dürfen. Zudem sollen die Europäer für ihre Kleinwagen in Japan ähnliche Steuervorteile erhalten, wie sie dort die rein japanischen Anbieter der Kei-Cars genießen. Kei-Cars mit Motoren bis zu 660 Kubikzentimetern machen ein Drittel des japanischen Automarkts aus.