Tag Archives: China

05Nov/11

Deutsche Zulieferer im Visier chinesischer Unternehmen

 Berlin – Die deutsche Zulieferindustrie dürfte nach Einschätzung von China-Experten in den kommenden Jahren stärker ins Visier chinesischer Unternehmen geraten. „Chinesische Investoren werden ganz klar kommen, und zwar sehr viel stärker als bisher“, sagte Nikolaus Reinhuber, China-Experte bei der Kanzlei Baker & McKenzie, auf dem Kongress der Automobilwoche in Berlin. Übernahmekandidaten seien dabei zunächst Zulieferer und hier vor allem Unternehmen im Technologiebereich. Den Einstieg bei einem großen europäischen Autohersteller erwartet Reinhuber in der nächsten Zeit hingegen nicht. Dafür fehle es an der nötigen Managementkapazität.

Laut Reinhuber verfolgen die chinesischen Staatsunternehmen bei Akquisitionen eine langfristige Strategie: „Ein chinesisches Sprichwort sagt ‚Wir kommen leise und wir bleiben leise“, sagte der Partner der Kanzlei. Der Einstieg eines chinesischen Investors habe im Vergleich zur Übernahme durch einen US-Konzern für das deutsche Management sogar Vorteil. Denn während US-Unternehmen die deutsche Unternehmensführung meist durch eigene Manager ersetzten, hielten die chinesischen Investoren am alten Management fest. „Sie haben gar nicht die Leute dazu, daher ist der Verbleib des deutschen Managements eine conditio sine qua non“, also eine unabdingbare Voraussetzung.

20Aug/11

Automesse IAA bleibt unter Vorkrisenniveau

 Frankfurt/Main – Branchenexperten erwarten von der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA trotz Zuwächsen bei Ausstellern und Fläche keine neuen Rekorde. „Für die Autobranche sind die großen Märkte mit großen Wachstumspfaden wichtig. Und das ist mit Sicherheit nicht Deutschland“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Er fügte hinzu: „China ist das neue Zentrum der Autoindustrie und das spürt auch die IAA.“ Kein chinesischer Autobauer habe derzeit Pläne, in den nächsten 18 Monaten nach Deutschland zu kommen. „Warum sollten sie dann jetzt mit Riesenbudgets zur IAA gehen?“, unterstrich Dudenhöffer. Mit Changan ist in diesem Jahr nur ein chinesischer Hersteller erstmals auf der IAA vertreten.

Zudem wirken bei einigen Unternehmen nach Ansicht von Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der FHDW in Bergisch Gladbach, Sparprogramme aus den vergangenen Monaten nach. Er sagte der Zeitung: „Vor allem Marketingkosten werden bei den Unternehmen genauer hinterfragt als in den Zeiten vor der Krise“.

Die IAA findet in Frankfurt/Main vom 15. bis 25. September statt. Rund 900 Aussteller werden sich auf 210.000 Quadratmeter Fläche präsentieren. Im Vorkrisenjahr 2007 waren es 1.050 Aussteller und 220.000 Quadratmeter.

22Jun/11

PSA will in China mehr Autos verkaufen als in Frankreich


Gales: Abhängigkeit von Europa reduzieren – Lateinamerika und Russland im Visier

Paris – Der französische PSA-Konzern will in den nächsten neun Jahren seinen Marktanteil in China von derzeit 3,3 Prozent auf insgesamt acht Prozent mehr als verdoppeln. „China wird für unseren Konzern mittelfristig sicher der größte Absatzmarkt – noch vor Frankreich, wo wir 2010 rund 870.000 Fahrzeuge verkauft haben. In China waren es 370.000, Tendenz steigend“, sagte der Markenchef von Peugeot Citroën, Jean-Marc Gales, im Interview mit der Fachzeitschrift Automotive News Europe. Er fügte hinzu: „Dieses Jahr wollen wir in China schon auf 450.000 Einheiten kommen. Aber wenn der Markt auf 20 Millionen Einheiten im Jahr anwächst, können Sie sich ausrechnen, dass wir mit acht Prozent Marktanteil bei mindestens 1,6 Millionen Einheiten liegen werden.“

Zudem plant PSA auch in anderen Märkten stärker als bisher aktiv zu werden. In Lateinamerika will der Konzern nach jahrelangen Verlusten 2011 „erstmals profitabel“ sein: „Unseren Marktanteil wollen wir mittelfristig von 5,4 auf acht Prozent steigern.“ Gales unterstrich: „Insgesamt wollen wir dank Märkten wie China, Brasilien aber auch Russland unsere Abhängigkeit von Europa reduzieren.“ Der Manager nannte dazu im Interview mit Automotive News Europe ambitionierte Ziele: „Im vergangenen Jahr haben wir 39 Prozent unseres weltweiten Absatzes außerhalb Europas verkauft, schon 2015 werden wir diesen Anteil auf 50 Prozent erhöhen.“

Der Marktanteil in Europa soll bei 14 Prozent gehalten werden. Eine Steigerung wollte Gales nicht ausschließen, „vorausgesetzt natürlich, dass dieses Wachstum profitabel geschieht.“

Gales erwartet 2011 eine Stagnation im europäischen Markt – sprich „das 2010er Level von rund 15 Millionen Fahrzeugen für Europa EU30“. Langfristig rechnet der Manager „mit einer leichten Steigerung. Und 2020 sollte der Markt wieder auf 18 Millionen Einheiten anziehen.“

10Jun/11

Opel-Händler offen für chinesischen Investor

 München – Die großen Opel-Händler sehen einer Übernahme des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens durch einen chinesischen Autobauer gelassen entgegen. „Es würde sicher für Opel neue Märkte öffnen, wenn ein Chinese einstiege“, sagte Albert Still, Aufsichtsratsvorsitzender der AVAG Holding, im Gespräch mit der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Die AVAG Holding ist Europas größter Opel-Händler. Der Einstieg eines chinesischen Investors müsse keine negativen Folgen für eine europäische Marke haben, das zeige die Übernahme von Volvo durch Geely, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. „Wenn ein Chinese kommt, dann kommt er, um sich in den europäischen Markt einzukaufen“, sagte Still.

„Mit einem seriösen chinesischen Investor, der das als Markteintritt in Europa und als Globalisierungsmaßnahme für sein eigenes automobiles Engagement nutzen will, muss man sich zumindest ernsthaft auseinandersetzen“, sagte Stefan N. Quary, Chef der Mehrmarkengruppe Dürkop und einer der größten Opel-Händler Deutschlands, der Automobilwoche. Aus Sicht des Handels sei dies nicht kritisch einzuschätzen, „wenn man Opel weiter vernünftig als europäische Marke positioniert und nicht nur das Know-how aussaugt, sondern in der Entwicklung fortschreitet“, sagte Quary.

Quary hält einen Verkauf von Opel allerdings generell für einen strategischen Fehler, vor allem mit Blick auf die Innovationsstärke von GM. Eine Übernahme durch Volkswagen, die als Option genannt wurde, sieht Quary kartellrechtlich als schwierig an. Auch Händlerverbandssprecher Thomas Bieling glaubt nicht daran, dass VW Opel kaufen will: „Was sollte VW mit Opel, das wäre eine 1:1-Kopie“, erklärte er im Gespräch mit der Branchenzeitung. Sinnvoll könne dies für VW nur dann sein, „wenn man die Marke sterben ließe, um einen Konkurrenten weniger zu haben“, sagte Bieling. Er forderte von der GM-Führung eine klare Aussage zur Zukunft von Opel: „Ein Brief von Herrn Stracke beruhigt mich nicht, ich möchte einen solchen Brief von Herrn Akerson sehen. Aber von ihm kam bislang nichts“.

16Apr/11

Porsche-Betriebsrat: Neben Leipzig auch Stuttgart ausbauen

„Agenda 2018“ für Wachstum in Zuffenhausen – Absage an „Plan B“ von VW

Stuttgart – Nach dem Willen des Porsche-Betriebsrates soll neben dem beschlossenen Ausbau der Fabrik in Leipzig auch das Stammwerk Stuttgart erweitert werden. Dies forderte Uwe Hück, Betriebsratschef des Sportwagenanbieters und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, im Interview mit der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche: „Unser Ziel ist, dass wir auch den Standort Stuttgart erheblich ausbauen. In den besten Jahren, 2006/2007, haben wir hier rund 38.000 Sportwagen gebaut, mit Überzeiten und Schichten am Samstag“, sagte Hück. „Ich kann mir gut vorstellen, im Jahr 2018 hier in Stuttgart rund 60.000 Neuwagen pro Jahr zu produzieren. Dann aber im Zweischichtsystem und mit flexiblen Arbeitszeiten“.

Zusätzliches Volumen im Stammwerk könnte durch eine völlig neue Baureihe oberhalb des Porsche 911 entstehen. „Zwischen 150.000 Euro und 768.026 Euro, dem Preis des 918 Spyder, tut sich in der Tat eine sehr große Lücke auf“, unterstrich Hück. „Da passt schon noch etwas von uns hinein“. Arbeitnehmervertreter und Porsche-Management beschäftigen sich daher bereits intensiv mit einer „Agenda 2018“, die auch das geplante Wachstum in Stuttgart abbilden soll. „Wir planen einen deutlichen Ausbau der Kapazitäten in Zuffenhausen, und was ich da sehe, das begeistert mich“, sagte der Betriebsratschef.

Zur geplanten Integration von Porsche und VW sagte Hück: „Ich war und ich bin gegen jede feindliche Übernahme – und ich bleibe klar für eine Verschmelzung mit VW“. Widerstand jedoch kündigte Hück gegen den „Plan B“ von VW an. Dieser sieht vor, dass VW die Porsche AG komplett erwirbt und die Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE bestehen bleibt, sofern die Verschmelzung mit VW nicht zustande kommt. Hück betonte, er habe in seinem Nachruf auf den Firmengründer „im Namen der Belegschaft versprochen, das Erbe Ferry Porsches zu wahren und alles dafür zu tun, dass Porsche immer Porsche bleibt“. Hück kämpferisch: „Ich werde daher dagegen sein, wenn VW die restlichen Anteile der Porsche AG erwerben will. Und die anderen Arbeitnehmervertreter sehen das ausnahmslos genauso“.

Einem Porsche-Werk im Wachstumsmarkt China erteilte Hück ebenfalls eine Absage: „Nein, das ist für mich undenkbar. Es macht Sinn, dass ein Porsche in Deutschland gebaut wird. Wir bauen ja nicht ohne Grund unter anderem das Werk Leipzig massiv aus.“ Doch könnte sich Hücks ablehnende Haltung ändern: „Sollten allerdings die Chinesen eines Tages sagen, dass wir unsere Autos zum Teil vor Ort montieren müssen, könnten wir uns einer CKD-Fertigung in China wohl kaum verweigern.“ Auch die mögliche Produktion eines Porsche-Modells im neuen VW-Werk Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee lehnt Hück derzeit ab: „Ein Porsche muss in Deutschland gebaut werden, nicht in den USA.“