Zudem seien die Konsequenzen für das Image der deutschen Automobilindustrie „verheerend“, wenn ihre Autos zu Wegwerfprodukten stilisiert würden: „Bislang galten die deutschen Autos als Qualitätsprodukte, an denen man sehr lange seine Freude hat.“ Es gebe nach seiner Erkenntnis nur zwei Typen von Autokäufern, begründete Sinn seine Kritik: „Der eine Typ kauft Gebrauchtwagen und fährt sie bis zur Schrottreife, der andere kauft Neu- oder Jahreswagen und verkauft sie dann als Gebrauchtwagen. Keiner dieser beiden Typen wird auf die Abwrackprämie reagieren.“ Möglich sei, dass Besitzer alter Opels mit den staatlichen Zuschüssen Billigfahrzeuge wie den Renault Logan kauften. Damit werde aber nur Rumänen etwas geholfen.
Der Forscher empfahl der Berliner Koalition, sich bei der Industriepolitik zurück zu halten: „Der Strukturwandel findet statt, Firmen kommen und gehen, Branchen ändern ihre Art der Produktion, verändern die Güter, die sie herstellen. Dieser Prozess des Strukturwandels geht den Staat nichts an.“ Strukturwandel finde immer in der Krise statt. „Die Nicht-Intervention des Staates ist der Grund dafür, dass das verarbeitende Gewerbe in Deutschland so stark ist. Wenn wir anfangen, Industriepolitik zu machen und Bereiche zu unterstützen, dann werden diese Bereiche ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, unterstrich Sinn. Das bedeute, dass die Beschäftigung zurückgehe. Kurzfristig werde man zwar in der Flaute Erfolge erzielen, langfristig aber führe dieser Weg nicht zum Erfolg, warnte Sinn mit Blick auf Wirtschaftsregulierungen in Frankreich.
Nach einer in dieser Woche veröffentlichten Umfrage unter 1.040 Bundesbürgern der Unternehmensberatung Ernst & Young werde die Abwrackprämie allem Anschein nach besonders im Kleinwagensegment die Verkäufe ankurbeln. 57 Prozent der potenziellen Käufer wollen sich demnach für einen verbrauchsarmen Kleinwagen für maximal 15.000 Euro entscheiden. Beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sorgt die staatliche Abwrackprämie seit Tagen für rege Nachfrage.